Glücklich sein statt recht haben

Wenn Paare gemeinsam ein Haus planen und bauen kann es immer wieder zu Konflikten in der Beziehung kommen.

Schwierig wird es vor allem dann, wenn zwei Partner zwar entschlossen sind, Dinge zu entscheiden, diese aber vordergründig nicht zusammenpassen.   

Es kommen dann alle Themen, die auch sonst immer wieder zu Beziehungskonflikten führen, verstärkt zum Vorschein.

„Du nimmst meine Wünsche nicht ernst“

„Du verstehst mich sowieso nicht“

„Du willst immer recht haben“

„Alles muss immer so sein wie du es willst“

„Nur weil deine Eltern so gewohnt haben müssen wir das noch lange nicht…“

…

Es ist meistens nicht einfach, die verschiedenen Wünsche und Erfahrungen von zwei Menschen unter ein gemeinsames Dach zu bringen. Vor allem weil die Vorstellungen auch sehr stark von der Vergangenheit jedes Partners geprägt sind und oft auch noch die Eltern, Schwiegereltern, erfahrene Onkel und Schwägerinnen versuchen, mitzureden.

Besonders schwierig wird es, wenn beide Partner grundsätzlich recht haben wollen. Es gibt unzählige Themen beim Hausbau, über die man stundenlange Diskussionen führen kann – von der Suche nach dem richtigen Ort über das Grundstück und die Ausrichtung, über die Grundriss-Gestaltung bis zur Türschnalle. Wenn es zu einer Diskussion kommt, in der Sie das Gefühl haben, dass es keinen gemeinsamen Nenner gibt, dann versuchen Sie, diese Entscheidung zu vertagen – und überlegen in Ruhe, ob sie wirklich wichtig ist, oder ob es nur darum geht, recht zu haben. Sollte es in einem speziellen Punkt nur oder überwiegend darum gehen, Recht zu haben und sich gegenüber dem Partner zu behaupten, dann ist es sinnvoll, einen Kompromiss einzugehen und sich wieder den für Sie wirklich wichtigen Dingen zuzuwenden. Ida Innendrin (aus meinem Buch "Zuhause") nennt diese Methode „Glücklich sein statt recht haben“.

Natürlich können Sie auch wochenlang über Form und Farbe der Türschnallen diskutieren – ich bezweifle aber, dass das Gesamtprojekt „Haus“ dadurch gewinnt. Es geht bei dem gesamten Vorhaben Hausbau nicht um ein objektiv perfektes Ergebnis, welches es ohnehin nicht gibt, sondern auch und vor allem um die Stimmung, die Energie, die beim Planungs- und Bauprozess mitschwingt. 

Wenn dann eine Entscheidung getroffen ist, dann ist es wichtig, dass Sie diese mit großer Kraft treffen und davon überzeugt sind, dass es für Sie eine gute Entscheidung ist. Für Sie. Eine objektiv richtige oder falsche Entscheidung gibt es dabei nicht. Es gibt nur solche, die man trifft und die man nicht trifft. Und wenn man eine Entscheidung mit großer Überzeugung trifft, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie im Nachhinein richtig erscheint.

Ich bin davon überzeugt, dass das Wohlfühl-Gefühl im fertigen Haus weitaus grösser ist, wenn man versucht, als Paar während der Bauphase liebevoll, respektvoll und immer wieder auch humorvoll miteinander umzugehen.