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Der Architekt in der Gesellschaft

Architekten und Architektinnen sind nicht alle gleich

Die Aufgabe einer Architektin oder eines Architekten ist meiner Meinung nach, nach gewissenhafter und eingehender Bedürfnisanalyse ein Haus so zu entwerfen, dass es möglichst alle Bedürfnisse und Wünsche der Bauherren in sich vereinigt und für die Bauherren leistbar ist.

 

Oona Horx-Strathern beschreibt in ihrem Buch „Wir bauen ein Zukunftshaus“ sehr treffend die landläufige Meinung über Architekten:

„Architekten sind eine merkwürdige Spezies. Bittet man jemanden, einen Architekten zu beschreiben, ist typischerweise die Rede von einem gut aussehenden Mann in einem schwarzen Mad-Men-Anzug, einen gepflegten Dreitagebart ums Kinn, gerne im schwarzen Rollkragenpulli oder Poloshirt und natürlich mit dieser eckigen Brille, die dafür gemacht zu sein scheint, Leute intelligenter oder attraktiver aussehen zu lassen, als sie es eigentlich sind.“ 

Erstaunlicherweise wollte ich nie in dieses Architektenbild passen. Ich habe so gut wie keine schwarze Kleidung und ich trage auch keine Rollkragenpullis und … abgesehen davon, dass Frauen als Architektinnen in dieser Beschreibung gar nicht vorkommen, habe ich manchmal schon das Gefühl, dass mich der eine oder andere von ihnen nicht ganz ernst nimmt.

Das kann aber auch mit meiner Überzeugung zusammenhängen, dass ich nur das machen will, worin ich wirklich gut bin und deshalb die technischen Umsetzungen meiner Entwürfe und die Bauleitung lieber Experten überlasse, die genau darin gut sind. Ich konzentriere mich lieber voll auf die Bedürfnisanalyse und den Entwurf, weil ich der Meinung bin, dass das ein enorm wichtiger Teil des Hausbaues ist. 

Da höre ich dann schon oft zwischen den Zeilen – oder auch direkt geradeheraus den Vorwurf, ich würde mir nur die schönen Seiten aussuchen!

Ja! Genau das ist meine Überzeugung! Ich mache das, was ich am liebsten mache und das mit ganzem Herzen und deshalb behaupte ich auch, dass ich es gut mache!

Natürlich ist es enorm wichtig, dass der Entwurf dann entsprechende umgesetzt wird und es gehört viel Geschick und Können des Bauleiters dazu, dass das Ergebnis dem entspricht, was im Entwurf versprochen wird. Bei einem so großen Projekt wie ein Haus gibt es unzählige Details und technische Lösungen, die beachtet werden müssen.

Allerdings – wenn der Entwurf nicht gut ist – stimmig für die künftigen Bewohner und genau nach ihren Bedürfnissen erstellt – dann kann trotz aller Technik und Detailgenauigkeit kein Zuhause entstehen. Die Seele des Hauses steckt für mich im Entwurf und deshalb ist es mir persönlich so ein großes Anliegen, mich darauf zu konzentrieren und mich nicht von den vielen anderen Aufgaben ablenken zu lassen.

Es ist jedes Mal ein neues Abenteuer für mich, wenn ein Paar oder eine Familie zu mir kommt und mir ihre Wünsche anvertraut und ich versuche jedes Mal ganz von vorne anzufangen und alles andere zu vergessen. Natürlich funktioniert dieses Vergessen nicht ganz und ich halte es auch für sinnvoll, bei meinen Beratungsgesprächen meine persönliche Erfahrung einfließen zu lassen, aber an erster Stelle stehen immer die Bauherren, da nur sie wissen, wie und wo sie leben wollen und was sie brauchen um sich wohlzufühlen. Manchmal ist dieses innere Wissen allerdings ein bisschen verschüttet durch die Flut an äußeren Einflüssen die täglich auf uns einströmt und deshalb muss man zu allererst durchdringen zu den wahren Wünschen und Vorstellungen.

 

Zuhören, auch zwischen den Worten verstehen, hinein fühlen und nachhaken und dann alle Eindrücke die ich habe in ein Gebäude umwandeln, das nach einigen Anpassungen und weiteren Besprechungen ein Haus mit einer Seele wird… das ist es, was mich als Architektin ausmacht.

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