Am Anfang der Planungsphase ist es wichtig, die eigenen Wünsche und Vorstellungen zu kennen.
In einer Zeit, in der mein Mann und ich uns noch gar nicht mit dem Thema Hausbau, Grundstücksuche usw. beschäftigt hatten, besuchten wir gemeinsam ein Seminar zum Thema „Mindmanagement“ von Dr. Manfred Winterheller. Im Lauf dieser sehr bereichernden Tage erhielten wir die Aufgabe einen „Brief ans Christkind“ zu schreiben mit unseren unzensurierten Wünschen, Zielen und Vorstellungen von der Zukunft für einen Zeitraum von 5 bis 10 Jahren. Dr. Winterheller betonte eindringlich dass wir diese Wünsche und Ziele nicht erfinden, sondern in uns finden sollten, da sie längst vorhanden sind.
Diese Aufgabe wurde dann ausgeweitet. Wir sollten uns sechs Wochen lang jeden Tag eine halbe Stunde mit unseren Zielen beschäftigen und alles was uns dazu einfällt in ein Heft schreiben. Mein Mann und ich haben das unabhängig voneinander gemacht und nicht viel darüber geredet, was wir da jeder für sich aufgeschrieben haben.
Erst viel später, als wir unser Traumgrundstück wie durch Zufall gefunden hatten und uns beim Umzug in unser Traumhaus die Hefte wieder in die Hände gefallen sind, haben wir nachgelesen und erstaunlicherweise hatten wir beide genau das Grundstück beschrieben, auf dem jetzt unser Haus steht – jeder mit seinen Worten und ein paar kleinen Unterschieden natürlich, aber es war dennoch verblüffend, wie sich diese Idee in unseren Köpfen scheinbar gefestigt hat und uns genau zu dem geführt hat, was wir wollten.
Was ich damit sagen will ist, dass ich es für enorm wichtig halte, dass zukünftige Bauherren sich möglichst früh Gedanken machen, was sie wollen – noch bevor sie beginnen, mit Experten, Architekten und anderen Hausbewohnern über ihre Absicht zu sprechen. Und vor allem bevor sie sich fertige Häuser anschauen.
Möglichst früh und unbeeinflusst sollten sie nach dem Bild in ihrem Inneren suchen, das zeigt, was für sie die richtige Wohnumgebung ist. Das Haus wird oft als „die dritte haut“ bezeichnet und es gibt nichts Wichtigeres als sich in seiner Haut wohl zu fühlen.
Natürlich werden die Vorstellungen über die perfekte Wohnumgebung nicht bei jedem Paar genau übereinstimmen, manchmal klaffen sie sogar sehr deutlich auseinander. Trotzdem ist es ein großer Vorteil, wenn beide zuerst für sich alleine erkunden, was für sie wichtig ist. Einfach, damit sie einen Standpunkt haben, den sie dann vertreten können. Bei näherer Beschäftigung mit dem Thema Hausbau sollten dann die inneren Bilder langsam aneinander angepasst werden und daraus ein gemeinsames Bild geschaffen werden.
Diese Übereinstimmungsphase kann man zuerst als Paar gemeinsam beginnen und dann durchaus einen Architekten oder Berater hinzuziehen, der bei weit auseinander driftenden Vorstellungen hilft, eine Lösung zu finden, die für beide Partner gleichermaßen passt. Ich sehe es als Teil meiner Aufgabe als Architektin, auch unterschiedliche und vielleicht sogar gegensätzliche Wünsche zuzulassen und gemeinsam mit den Bauherren eine Lösung zu erarbeiten, die für beide stimmig ist.
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